Dienstag, 27. August 2013

3. Tag Festung Fenestrella (500m auf / 500m ab)

Heute steht nur ein Tagesausflug mit leichtem Gepäck auf dem Programm. Im Nachbarort Fenestrella befindet sich die größte Festungsanlage Europas und das wollten wir uns nicht entgehen lassen.
Der Umstand, dass wir die einzigen Übernachtungsgäste waren, hielt den Wirt nicht davon ab, uns ein reichhaltiges Frühstücksbuffet aufzubauen. Mit Schwarzbrot darf man in diesen Breitengraden freilich nicht mehr rechnen,  aber sonst war alles vorhanden, was der deutsche Wandersmann begehrt.
Gegen neun beginnen wir den Abstieg nach Fenestrella. Das alte Waldenserdorf Laux ist wie alles hier in der Gegend nett anzuschauen. Man spürt deutlich, dass die Täler im Einzugsgebiet von Turin liegen und auch Tagestouristen hier Erholung suchen und finden. Zwar ist es nicht so einsam wie auf den Abschnitten der ersten beiden Jahre, aber so sind die idyllischen Bergdörfer wenigstens nicht dem Verfall preis gegeben.
Wir verbummeln uns mit Fotografieren und müssen so die letzten Meter durch Fenestrella im Laufschritt nehmen, um es  noch pünktlich 10:00 Uhr zur Führung zu schaffen. Natürlich geht es zur Festung noch einmal ordentlich bergauf und wir kommen zwar noch rechtzeitig, aber schwitzen wie die Schweine.

Der Festungskomplex ist wirklich gigantisch. Begonnen wurde der Bau Ende des 17. Jahrhunderts noch unter französischer Herrschaft und nachdem Piemont die Täler zugesprochen bekam, hat man die Festungen weiter ausgebaut. Immerhin war das so abschreckend, dass diese nie in kriegerische Handlungen verwickelt wurden. Alle französischen Invasionsversuche mussten den ungangbaren Weg über die Gipfelregion wählen (auf dem auch wir gestern das Tal erreicht hatten) und waren so zum Scheitern verurteilt. Die Festung zieht sich über 600 Höhenmeter den Hang hinauf und alle Wehranlagen sind über eine überdachte Treppe (3996 Stufen) miteinander verbunden. Es ist immer wieder erstaunlich, was der Mensch leisten kann, wenn es um die Vernichtung von Artgenossen oder halt der Verhinderung selbiger geht. Die 3-stündige Führung ist in italienisch und bei dem landestypischen rasanten Sprachtempo braucht mein Hirn alle 5min eine Auszeit, um dann wieder ein paar Wortfetzen zu einem Sinn zusammenfügen zu können. In solchen Situationen könnte die Volkshochschule ein gutes Geschäft machen und ich würde mich reumütig in die nächsten Kurse einschreiben. Aber das gibt sich über den Urlaub sicher wieder, spätestens danach.
Wir verweilen noch etwas in der Festung und schlendern dann hinab in den Ort. Mit 564 Einwohnern ist Fenestrella die kleinste Stadt Italiens. Auf das in Glanzzeiten der Festung erworbene Stadtrecht, zu der Zeit lebten hier mehrere tausend Menschen, ist man noch immer stolz. Viel zu sehen gibt es allerdings nicht, also nehmen wir die nächste Bar und genießen ein Panini. Dann kommt tatsächlich der schon seit Beginn der Tour angekündigte Regen und wir setzen unser nach den schlechten Erfahrungen des letzten Jahres perfektioniertes Regenequipment ein. Der Regen sieht ein, dass er uns nichts anhaben kann, lässt nach und weicht dann sogar wieder der Sonne. Zumindest bis wir das Hotel erreicht haben. Danach schüttet es wie aus Kübeln... Glück gehabt.
Das Abendessen war wieder hervorragend und neue Gäste hat unsere freundliche Herberge auch bekommen. 

Montag, 26. August 2013

2. Tag Rifugio Arlaud - Laux (850m auf / 1200m ab)

Wir starten unseren Tag um 7:30 Uhr mit einem typisch italienischen Frühstück, also altbackenem Weißbrot und Marmelade. DoDo hat schon leichte Angstzustände und fürchtet den Hungertod noch vor erreichen des Passes. Aber keine Sorge, der angetraute Sherpa buckelt ja 1,4 kg Energieriegel, 2 Pumpernickelbrote und Wurst durchs Gebirge... unser Problem war halt noch nie die Länge einer Tour, sondern das Schleppen des Proviants den wir Fresssäcke dafür brauchen.
Kurz nach 8:30 Uhr starten wir dann und verlassen den kleinen Weiler Montagne Seu in Richtung Assieta-Grat. Die alten Warnungen vor dem schwierig zu findenden Wegverlauf sind vollkommen unbegründet. Die Provinz Turin hat die lange vernachlässigten Wanderwege komplett neu markiert, so dass wir uns ganz auf das bergan stapfen konzentrieren können. Der Weg führt zunächst noch steil durch den Bergwald hinauf, bis dieser oberhalb der 2000m-Grenze der Hochalmvegetation weicht. Dabei haben wir immer wieder schöne Ausblicke in die französischen Alpen.
Am Kamm pfeifen Wind und Murmeltiere um die Wette. Wir werfen uns erstmal ein paar warme Sachen über. An der alten Militärstraße treffen wir auf die ersten Tagesausflügler - eine Seltenheit auf der sonst recht einsamen GTA. Zu unserer Freude hat kurz vor dem Testa dell' Assieta eine Hütte neu eröffnet, damit hatten wir nun wahrlich nicht gerechnet und umgehen so das fest eingeplante Picknick im kalten Wind. So gestärkt nehmen wir die letzten Meter auf den 2567m hohen Gipfel in Angriff. Der Ausblick ist trotz der zunehmenden Bewölkung eindrucksvoll, nur der Rocciamelone, das Highlight der letztjährigen Tour, will sich gar nicht zeigen und verschleiert sich mit dicken Wolken, schade.
Panoramafotos funktionieren hier leider nicht, wer will kann auf g+ schauen:


Anschließend geht es über Almen und durch ein nettes Bachtal 1100m hinab nach Usseaux. Der kleine Ort ist eine richtige Augenweide... die alten Waldenserhäuser flankieren schmale Gassen und alles ist gut erhalten. Auf der Zufahrtsstraße müssen wir das letzte Stück hinunter auf die Hauptstraße des Tals. Auf der anderen Seite wartet schon nach ein paar hundert Metern unser Quartier für die nächsten beiden Tage das Hotel Laux am gleichnamigen See.
Die Zimmer sind noch sehr traditionell eingerichtet, aber sehr gemütlich. Wenn man auf einer Weitwanderung schon mal den Hotelluxus genießen kann, dann heißt das Waschtag... also erst die durchgeschwitzten Klamotten uns dann uns grundgereinigt.
Das Abendessen lies keine Wünsche offen. Beste piemontesische Küche mit Halbpension ala carte. Wir "beschränken" uns auf vier Gänge und ich entscheide mich für das ausgelöste Kaninchen an Salat, wirklich vorzügliche Tagliatelle porcini, Polenta nociola (mit Nüssen, Milch und Honig) und Panna cotta als Dessert. Ja, so macht wandern Spaß :-) 
Lago Laux


1. Tag Salbertrand - Rifufio Arlaud (770m auf)



Vor dem Bahnhof das Auto geparkt, noch schnell die Schuhe gewechselt und den Rucksack aufgehuckelt. Nachdem das Handy uns ohne murren 1200km den Weg hierher gewiesen hat, verweigert sich nun aus irgendwelchen nicht nachvollziehbaren Gründen die GPS-Funktion des Smartphones und wir müssen uns erstmal orientieren. Aber schnell entdecken wir den ersten Wegweiser und folgen diesem.
Der Weg führt bald steil bergan durch den Parco del Gran Bosco di Salbertrand.  Ein wirklich idyllisches Waldgebiet in den verfallene Almen nette Rastmöglichkeiten bieten. Da wir heute nur 2-3h laufen müssen, nutzen wir also die Gelegenheit und genießen den tollen Blick ins Valle di Susa und hinüber nach Frankreich. Zuckersüße wilde Stachelbeeren und Himbeeren verführen uns am letzten Stück zur Hütte immer wieder zum Anhalten.
Am Rifugio sind wir die einzigen Gäste, also stört uns die Lagerunterbringung nicht im geringsten. Wir faulenzen noch etwas in der Sonne und verschwinden dann unter der Dusche.
Das Abendessen findet ganz romantisch bei Kerzenlicht statt. Ganz nett, nur gibt es hier auch sonst nirgends Strom. Aber der erfahrene GTA-Wanderer hat ja Zweitakkus dabei :-*  Zu essen gab es dann auch noch Antipasti und Würstchen mit Polenta. Ganz oK,  aber der Gaumen bei der zu Recht viel gelobten piemontesischen Küche schon besseres erlebt.

Anreise

Wie schon im letzten Jahr kombinieren wir die Anreise mit einem Besuch der Schwiegereltern und stärken uns dort nochmal. Natürlich bummeln und schwätzen wir dort ausgiebig und starten erst halb zwei wieder. Dann geht es staufrei gen Süden. In der Schweiz wechselt das Wetter und es beginnt zu regnen. In Erwartung einer ruhigen Fahrt hatte DoDo das Steuer übernommen und hat es nun bei Gewitter und Baustellen auf der ohnehin nicht allzu breiten Autobahn besonders schwer. Gegen neun landen wir dann in Varese wie immer im Hotel Capolago. Erfreulicher Weise hat das Hotel aufgerüstet und verfügt nun über ein brauchbares Restaurant. Ein Fläschchen Gewürztraminer sorgt für die nötige Bettschwere...

Am nächsten Morgen dann das für Italien wirklich ausgezeichnete Frühstück, alles wieder einpacken und die letzten 300km nach Salbertrand in Angriff genommen. Auf der Strecke passieren wir immerhin 5 Mautstationen an denen wir zwischen 1,30 und 11,70 löhnen. Bei den Kleinbeträgen fragt man sich schon, ob da nach Abzug der Verwaltungskosten noch etwas für den Straßenbau übrig bleibt.

Kurz nach eins stehen wir dann vor dem Bahnhof Salbertrand und starten die Tour. Glücklicher Weise hat sich die durchwachsene Wetterprognose nicht bestätigt und nur wenige kleine Wolken schmücken den Himmel.

Mittwoch, 21. August 2013

Das 3. Jahr auf der GTA

So langsam nähert sich unser langersehnter Urlaub und wir starten am Sonntag den 25.08.2013 auf den 3. Abschnitt der Grande Traversata delle Alpi.

DoD:o) hat wie immer alles bestens geplant und ich möchte euch auch in diesem Jahr wieder über den Blog auf dem Laufenden halten, so mir dies das alpine Mobilfunknetz erlaubt. Generell erwarten wir in diesem Jahr zwar durchaus lange, aber sowohl alpinistisch als auch konditionell moderatere Touren.

Es geht von Salbertrand im Val Susa durch die Cottischen Alpen nach Pontechianale. Wir haben uns gegen einen Direkteinstieg in Susa dem Endpunkt des letztjährigen Abschnitts und für die landschaftlich schönere Variante ab Salbertrand entschieden. Auf die optionale 19km lange Straßenwanderung von Susa nach Salbertrand verzichten wir gerne.

Wer schon jetzt mehr Informationen möchte, kann auf Wikipedia schon mal einen ersten Eindruck gewinnen GTA-Wiki.